Leben und Werk


1926
Am 1. November wird Günter de Bruyn als jüngstes von vier Kindern einer katholischen Familie in Berlin Britz geboren.
1946
Nach einer Zeit als Flakhelfer, im Arbeitsdienst, als Soldat, in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, im Lazarett wegen einer Kopfverletzung und als Landarbeiter kehrt de Bruyn nach Berlin zurück, Abitur und Ausbildung zum Neulehrer in Potsdam.
1946-1949
Neulehrer an der einklassigen Dorfschule in Garlitz im Havelland.
1949-1953
Bibliothekarsausbildung in Berlin, Anstellung an Volksbüchereien. Erste intensive kulturhistorische Erkundungsfahrten in Brandenburg und darüber hinaus.
1953-1961
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Bibliothekswesen, Dozent an der Bibiliothekarsschule, Fachveröffentlichungen.
1960
Die ersten beiden Erzählungen erscheinen: Wiedersehen an der Spree und Hochzeit in Weltzow. Letztere geht auf de Bruyns Nachkriegserfahrungen in Garlitz zurück und wird 1979 von der DEFA verfilmt.
1961
De Bruyn wird freier Schriftsteller.
1963
Der erste Roman Der Hohlweg erscheint, der 1964 mit dem Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR ausgezeichnet wird. 1974 unterzieht de Bruyn den Roman in seinem Essay Der Holzweg einer radikalen Kritik.
1964-1978
Mitgliedschaft im Zentralvorstand des Schriftstellerverbandes der DDR
1967
Bei einem Ausflug im Kreis Beeskow entdeckt de Bruyn in der Nähe von Görsdorf eine verlassene Schäferei und erwirbt sie binnen eines Jahres als Wohn- und Arbeitsstätte.
1968
Mit dem Erscheinen des Romans Buridans Esel macht de Bruyn sich in der DDR als Autor einen Namen. Der Roman wird von Ulrich Plenzdorf dramatisiert und 1978/79 von der DEFA unter dem Titel Glück im Hinterhaus verfilmt.
1972
Der Roman Preisverleihung erscheint und wird zwei Jahre später auch in der BRD veröffentlicht.
1974-1982
Präsidiumsmitglied im PEN-Zentrum der DDR.
1975
Die Biografie Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter erscheint fast gleichzeitig in der DDR und in der Bundesrepublik.
1976
Mitunterzeichner der Protestnote gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann.
1978
Mitglied in der Akademie der Künste der DDR. In der Akademie der Künste in West-Berlin wird de Bruyn 1986 Mitglied. Die Erzählung Märkische Forschungen erscheint und wird 1981 von der DEFA verfilmt.
1980-1988
Herausgeber (gemeinsam mit Gerhard Wolf) der Reihe Märkischer Dichtergarten, in der u.a. de Bruyns Bände zu Fouqué (1980), Schmidt von Werneuchen (1981), Friedrich Nicolai (1982), Ludwig Tieck (1983), Rahel Levin und Karl Graf von Finckenstein (1985), E.T.A. Hoffmann (1986), Theodor Fontane (1988), F.A.L. von der Marwitz (1989), zum Friedrichshagener Dichterkreis (1992) und zu Moritz Heimann (1996) erscheinen.
1984
Der Roman Neue Herrlichkeit erscheint im S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main, die DDR-Ausgabe erste ein Jahr später.
1989
De Bruyn lehnt den Nationalpreis der DDR ab.
1990
Thomas-Mann-Preis der Stadt Lübeck, Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln.
1991
Der Essayband Jubelschreie, Trauergesänge erscheint. Austritt aus dem PEN-Zentrum der DDR, Übertritt ins PEN-Zentrum der Bundesrepublik; Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin; Ehrendoktorwürde der Universität Freiburg.
1992
Mit Zwischenbilanz. Eine Jugend in Berlin erscheint der erste Teil von de Bruyns Autobiografie, der zweite Teil Vierzig Jahre. Ein Lebensbericht folgt 1996.
1993
Der Essayband Mein Brandenburg erscheint, mit Fotos von Barbara Klemm. Eine Neuauflage in Leinen kommt 2020 heraus. De Bruyn erhält den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
1994-1998
De Bruyn erhält zahlreiche weitere Auszeichnungen, darunter das Große Bundesverdienstkreuz, den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Brandenburgischen Literaturpreis und den Jean-Paul-Preis für sein literarisches Gesamtwerk.
1999
Mit Die Finckensteins. Eine Familie im Dienste Preußens erscheint der erste Teil der Preußischen Trilogie. Die Bände Preußens Luise und Unter den Linden folgen 2001 und 2003. Die Stadt Neuruppin verleiht de Bruyn den Fontane-Preis für Literatur, und er erhält die Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität zu Berlin.
2002
Die Deutsche Nationalstiftung verleiht de Bruyn für seine Verdienste um die innerdeutsche Verständigung den Nationalpreis.
2005
Die Essaysammlung Abseits. Liebeserklärung an eine Landschaft erscheint. De Bruyn erhält den Verdienstorden des Landes Brandenburg.
2006
Mit Als Poesie gut. Schicksale aus Berlins Kunstepoche 1786 bis 1807 erscheint der erste Teil von de Bruyns kulturgeschichtlichem Panorama der Berliner Romantik. Der zweite Teil (Die Zeit der schweren Not: Schicksale aus dem Kulturleben Berlins 1807 bis 1815) folgt 2010. De Bruyn erhält den Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache. Das Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) richtet zu de Bruyns achtzigstem Geburtstag eine Ausstellung und eine Tagung zu seinem Werk aus.
2007-2011
De Bruyn erhält weitere Ehrungen, darunter den Preis der Deutschen Gesellschaft e. V. für Verdienste um die deutsche und europäische Vereinigung.
2012-2017
Es erscheinen im Jahrestakt die Bücher Gräfin Elisa. Eine Lebens- und Liebesgeschichte (2012), Kossenblatt. Das vergessene Königsschloss (2014), Die Somnambule oder Des Staatskanzlers Tod (2015), Sünder und Heiliger. Das ungewöhnliche Leben des Dichters Zacharias Werner (2016), Der Sandpoet. Friedrich Wilhelm August Schmidt, genannt Schmidt von Werneuchen (2017).
2018
De Bruyn veröffentlicht seinen letzten Roman Der neunzigste Geburtstag. Ein ländliches Idyll, die Hörbuch-Version erscheint im Folgejahr.
2019
De Bruyn wird Ehrenbürger seiner Gemeinde Tauche und erhält die erstmals verliehene Ehrenbürgerschaft seines Heimatkreises Oder-Spree.
2020
Günter de Bruyn stirbt am 4. Oktober 93jährig in Bad Saarow.
2021
Zu seinem 95. Geburtstag erscheint posthum de Bruyns letztes Werk: Die neue Undine, das berühmte Kunstmärchen von Friedrich de la Motte Fouqué, neu erzählt von Günter de Bruyn.

Kurzbiographie Dr. Christiane Barz